Als ich früher davon träumte, selbstständig zu sein, habe ich echt unterschätzt, wie anders das Arbeiten von Zuhause im Vergleich zu meinen Erwartungen sein würde. Ich war fest davon überzeugt, meine Arbeit dann zu beginnen wann ich möchte und nur Aufgaben zu erledigen, die mir Spaß machen. Spoileralarm: Nein, das ist nicht so.
Aber die Realität im Homeoffice ist ganz anders wie gedacht. Wenn man am gleichen Ort lebt und arbeitet, entstehen eine Reihe an Herausforderungen. Selbst meine Schwester fragte mich neulich, wie ich es schaffe, täglich von Zuhause zu arbeiten, ohne durchzudrehen.
Es hat Monate gedauert, bis ich meinen Rhythmus im Homeoffice gefunden habe. Obwohl ich meine Freiheit sehr schätze, liebe ich es meinen Tag zu planen. Die Bedeutung von Struktur und Routine ist essentiell für mich. Ich stehe jeden Tag zur gleichen Zeit auf und bereite mich vor, als würde ich ins Büro gehen. Wie früher. Im Pyjama auf dem Sofa zu arbeiten hat sich auf lange Sicht als ineffektiv erwiesen und führte zu Unbehagen und Ablenkung. Deshalb empfehle ich jeden, sich -wenn möglich- einen vom Wohnraum abgetrennten Bereich einzurichten. Ersin und ich teilen uns zum Beispiel ein Zimmer zum Arbeiten.
Um Professionalität zu wahren, schalten wir in den Arbeitsmodus, sobald wir unseren Tag beginnen und unser Homeoffice betreten. Dazu gehört ein kurzes Morgenmeeting, um den Tagesablauf zu besprechen, danach geht’s nur ums Geschäft. Unser Arbeitstag besteht typischerweise aus konzentrierten Arbeitssessions, unterbrochen von kurzen Pausen. Abends, wenn wir das Büro verlassen, ist Feierabend. Obwohl es manchmal schwer ist, die Arbeit Arbeit sein zu lassen. Arbeitsthemen gehören ins Büro.
Mit mehr Zeit zu Hause ist es für uns normal geworden, täglich drei Mahlzeiten zu kochen. Das hat man im ersten Jahr auch auf den Hüften gesehen. Nun planen wir unsere Mahlzeiten effizient, einschließlich schneller Frühstücksvorbereitungen und strukturierter Mittagspausen. Interessanterweise sind unsere Mittagspausen seit dem Wechsel ins Heimbüro kürzer geworden.
Aktiv zu bleiben ist für mich entscheidend. Ich gehöre zum Team “tägliche Spaziergänge”. Sport und Bewegung sind wichtige Faktoren, um im Homeoffice langfristig glücklich zu werden. Die tägliche Bewegung gibt mir mehr Energie für meinen Alltag und lässt regelmäßig neue Ideen entstehen.
Ich habe gelernt, dass es in Ordnung ist, mich nicht an einen strengen Acht-Stunden-Arbeitstag zu halten. Mein Fokus hat sich auf Priorisierung und Effizienz verschoben, anstatt eine bestimmte Anzahl von Stunden abzuarbeiten. Dieser Ansatz ermöglicht es mir, Zeiten hoher Motivation optimal zu nutzen. Ähnlich wie ein Künstler, der gerade von der Inspiration ergriffen wird. Und an Tagen, an denen ich weniger motiviert bin -ja, die gibt es auch, erinnere ich mich an das lettische Sprichwort: “Eine Arbeit ist kein Hase; sie läuft nicht weg.”
Arbeiten am Wochenende ist Teil meiner Routine geworden, und ich habe es akzeptiert. Mein eigenes Geschäft zu führen bedeutet, flexibel mit meinem Zeitplan zu sein und zu verstehen, dass smartes Arbeiten lange Stunden übertrumpft. Work smarter, not harder. Der kreative Teil meiner Arbeit, wie Bloggen und Videoproduktion, ist für das Wochenende reserviert. Das ist die Zeit, in der ich diese Aktivitäten wirklich genieße und Freude dran habe.
Neben Ersin zu arbeiten, war ein lohnender Aspekt meiner Homeoffice-Erfahrung. Wir unterstützen uns gegenseitig durch Höhen und Tiefen, feiern Erfolge und spenden Trost in schwierigen Zeiten. Es ist wichtig, eine Balance zwischen unserem beruflichen und privaten Leben zu halten; wenn wir arbeiten, geht es nur ums Geschäft, aber außerhalb der Arbeitszeit konzentrieren wir uns auf unsere Beziehung.
Es kann sich lohnen, sich ein Homeoffice mit seinem Partner zu teilen. Auch wenn man in verschiedenen Unternehmen arbeitet. Das Homeoffice sollte kein Ort sein, wo man zwangsläufig vereinsamt.
Die Anpassung an das Arbeiten im Homeoffice war eine Reise der Disziplin und Anpassung, aber die Ergebnisse – für mein Business, mein Privatleben und mein Wohlbefinden – waren überwältigend positiv und verbessern sich täglich. Ich würde es nicht gegen die Zeit eintauschen, die wir vor Covid hatten. Lang lebe das Homeoffice!
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